Drei Fragen an Michael Jores, Managing Director Zentraleuropa bei SUSE

January 27, 2014


Warum OpenStack auch "Linux der Cloud" genannt wird

Germany / Austria / Switzerland

Auf OpenStack basierende Cloud-Lösungen werden in den Unternehmen den gleichen Siegeszug erleben wie Linux auf der Betriebssystem-Ebene und werden zum Standard für Cloud-Infrastrukturen werden.

Der Umstieg auf Cloud-Infrastrukturlösungen, vor allem im gemischten Umfeld, benötigt eine durchgreifende Standardisierung. Wie stellen IT-Entscheider heute die richtigen Weichen, um wirklich von den Versprechungen des Cloud-Computing zu profitieren?

Michael Jores: Heutige IT-Umgebungen in Unternehmen sind komplex und nicht ausreichend auf offene Standards ausgerichtet. Je größer das Unternehmen, desto mehr Vielfalt an Komponenten, die in einer IT-Umgebung zusammenarbeiten sollen. Das betrifft zum Beispiel die Hypervisoren. Mit der Virtualisierung gestartet sind Unternehmen häufig mit einem einzigen Hypervisor. Seit sich jedoch Open-Source-Alternativen wie KVM und Xen herausgebildet haben, die auch unternehmenskritische Workloads zuverlässig prozessieren – und Microsoft mit Hyper-V auf dem Vormarsch ist – stellen Kunden zunehmend auf gemischte Hypervisor-Umgebungen um, die ihnen eine Kosten- und Leistungsoptimierung ermöglichen. OpenStack in der Implementierung von SUSE ist die einzige Enterprise-Cloud-Plattform, die jeden einzelnen der großen Hypervisoren unterstützt. Mit SUSE Cloud können Kunden Cloud-Umgebungen wahlfrei auf Basis der gängigen Virtualisierungstechnologien aufbauen und verwalten. Das ermöglicht die größte Bandbreite an Workloads und senkt zugleich die Betriebskosten.

Welche Vorteile haben Kunden von offenen Standards beim Cloud-Computing?

Michael Jores: Das Versprechen der Cloud ist unter anderem, dem Nutzer mehr Flexibilität zu geben – sozusagen „Rechenleistung aus der Steckdose“. Das ist aber nur möglich, wenn offene Standards bei technischen Schnittstellen und entsprechende Kompatibilität der Cloud-Implementierungen dem Nutzer erlauben, seine Anwendungen frei zu migrieren – zwischen der privaten Cloud im eigenen Rechenzentrum und einem Cloud-Serviceanbieter oder auch zwischen unterschiedlichen Anbietern. Diese Bewegungsfreiheit ist dringend erforderlich, um die Flexibilität einer Cloud-Implementierung auch tatsächlich einmal nutzen zu können, ohne sich wieder in eine Herstellerabhängigkeit zu begeben. Offene Standards werden seit Jahren durch die Open-Source-Software-Entwicklung vorangetrieben. OpenStack steht hier mit seiner hohen Akzeptanz in der Open Source Community und in der IT-Industrie an erster Stelle, wenn es um Realisierung der notwendigen Schnittstellen und Standards für Cloud-Infrastrukturen geht. Eine große Community und das gemeinsame Interesse, unterschiedlichste Erfahrungen und Anforderungen in einer Lösung zusammenzuführen, sind zwei der Hauptgründe für den Erfolg von OpenStack – doch die praktischen Gründe sind es, die OpenStack in der Unternehmens-IT etabliert. Die technische Reife von OpenStack und die professionelle Unterstüzung des Open Source Anbieters SUSE machen es zum unangefochtenen Champion für die Enterprise Cloud.

Kann ein Open Source Modell für Cloud-Computing funktionieren? Und warum gerade OpenStack?

Michael Jores: Einer der Einwände gegen Open-Source-Software ist, dass es keinen einzelnen „Besitzer“ der Software gibt, was zu unterschiedlichen Entwicklungspfaden führen könnte. Wir bei SUSE sind uns sicher, dass Vielfalt und alternative Lösungsvorschläge eine der Tugenden von Open Source ist – dass es aber auch wichtig ist, dass Projekte reife und transparente Governance-Modelle entwickeln. Im Juli 2010 startete die NASA gemeinsam mit dem Hosting-Anbieter Rackspace die Open-Source-Cloud-Initiative OpenStack. OpenStack existiert heute in seiner siebten Distribution und mehr als 200 beteiligte Unternehmen, darunter viele namhafte Hersteller, sowie knapp 10.000 aktive Entwickler liefern ihre Beiträge in dieses Projekt. Diese Dynamik brachte OpenStack nicht nur den Titel „nächstes Linux“ ein – seine hohe Adoptionsrate bedeutet darüber hinaus, dass es schon bald jene kritische Masse erreicht hat, für die Linux früher noch 15 Jahre brauchte.

Die OpenStack Foundation, zu der SUSE als Platin-Sponsor beiträgt, stellt sicher, dass OpenStack einer langen Liste an Anforderungen gerecht wird, die nicht nur von einem einzelnen Anbieter gestellt werden. Dies hat zwei Vorteile: Erstens beschleunigt es die technische Innovation, die wiederum die schnelle Akzeptanz vorantreibt. Zweitens garantiert es Nutzern offene Standards, wenn sie eine OpenStack-basierte Cloud einrichten möchten und befreit Unternehmen so von dem Risiko, das sie bei einer Entscheidung für eine bestimmte proprietäre Lösung eingehen würden.

*Michael Jores verantwortet die Geschäfte von SUSE in Deutschland, Österreich und der Schweiz.